Wettlauf nach El Dorado - Wer findet den besten Weg

Vor einigen Jahren habe ich mir ein Spiel namens Lewis & Clarke zugelegt. Dieses Spiel hat es mir vom ersten Moment an angetan, wurden hier doch so viele Spiel-Mechanismen eingesetzt die mir gefallen: Deckbau, Wettlauf und Personaleinsatz. Jedoch stellte sich bald heraus, dass das Spiel doch ein wenig zu viel wollte und die Kartensymbolik musste ich bei jedem Spiel aufs Neue erlernen. Ein Grund warum Lewis & Clarke seit Jahren im Schrank vermottet. Schade eigentlich, denn Grundsätzlich hat mir die Idee dahinter super gut gefallen. ... Und jetzt erscheint vor knapp 2 Monaten das Spiel Wettlauf nach El Dorado, das auch prompt auf der Nominierungsliste für das Spiel des Jahres gelandet ist. Auch hier wird wieder darum gestritten wer als erster das Ziel erreicht und wieder geht es darum die eigene Expeditionscrew (in Form von Karten) im Laufe des Spiels zu optimieren. Vieles erinnert also im ersten Moment an Lewis & Clarke und doch unterscheiden sich beide Spiele sehr voneinander.

Wettlauf nach El Dorado - abenteuerlicher Weg durch Gestrüpp, Wüste und Gewässer

Bevor das eigentliche Spiel beginnen kann gilt es die beiliegenden Geländetafeln zu einer abenteuerlichen Dschungelstrecke zusammenzufügen. An den Anfang kommt immer die Starttafel (zu erkennen an den aufgedruckten Startnummern) und ans Ende immer das Zielplättchen (El Dorado). Dem Spiel liegt neben der Anleitung noch ein Beiblatt bei, auf dem neben dem Spielaufbau auch unterschiedliche Streckenvorschläge aufgeführt sind. Zwischen die einzelnen Geländetafeln werden zusätzlich noch Blockaden (längliche Pappteile) gelegt, die das Vorankommen für den Führenden im Laufe des Spiels erschweren sollen. Die Geländetafeln zeigen 6 verschiedene Geländetypen: Dschungel (grün), Gewässer (blau), Wüste (gelb), Geröllfelder (grau), Basislager (rot) und Gebirge (schwarz). Auf einige Gebirgsfelder werden beim Aufbau noch 4 verdeckte Höhlenplättchen gelegt. Jeder Spieler erhält eine Spielertafel (mit Details zum Spielablauf und für die Kartenablage) sowie seine 8 Startkarten. Des Weiteren muss noch der Markt mit allen restlichen Karten (18 Stapel a 3 Karten) vorbereitet werden. Diese Karten stellen Verbesserungen zu den Startkarten dar und haben einen Preis, der am unteren Ende aufgedruckt ist. Auch die Karten zeigen 5 verschiedene Farben/Motive: Grün (für Dschungel), Blau (für Wasser), Gelb (für Wüste und zum Kauf neuer Karten), Lila (Sonderkarten) und Farblos (Joker). Wie sich erahnen lässt werden diese Karten benötigt um im Laufe des Spiels vom Startfeld zum Ziel El Dorado zu gelangen. Ein Spieler wird Startspieler und setzt seine Figur auf die Position 1 auf der Starttafel. Im Uhrzeigersinn folgen die anderen Spieler. Spielkomponenten Jeder Spielzug besteht aus 3 Phasen:
  1. Karten von der Hand ausspielen
  2. Karten ablegen
  3. Karten nachziehen
Diese 3 Phasen sind in Spielerkreisen auch bekannt als Deckbau. In Phase 1 kann man alle Handkarten ausspielen um sie entweder zur Fortbewegung zu nutzen oder mit ihnen neue Karten aus der Marktauslage zu erwerben. Dabei darf man Felder auf dem Spielplan nur mit passenden Karten (Farbe und Anzahl der Symbole) betreten. Gebirge darf nicht betreten bzw. überquert werden. Ebenso ist es nicht erlaubt auf oder über besetzte Felder zu gehen. Zusätzlich darf man max. eine Karte aus der untersten Reihe der Markauslage erwerben. Diese landet zusammen mit den restlichen ausgespielten Karten am in Phase 2 auf dem offenen Ablagestapel. Danach werden in Phase 3 wieder vier Karten vom Nachziehstapel auf die Hand genommen. Sollte dieser leer sein, sobald man Karten nachziehen muss, wird der Ablagestapel gemischt und somit zum neuen Nachziehstapel. Wer am Ende seines Zuges neben einer Höhle mit Höhlenplättchen zum Stehen kommt, darf das oberste Plättchen zu sich nehmen und zu einem beliebigen Zeitpunkt im Spiel einsetzen. Die Plättchen geben zusätzliche Boni, hauptsächlich für die Fortbewegung. Der Spieler, der zuerst das Zielfeld El Dorado erreicht beendet das Spiel. Es wird noch so lange weitergespielt, bis alle Spieler aus der aktuellen Runde (zu erkennen am Startspielermarker) ihren Zug gemacht haben. Sollten es mehrere Spieler ins Ziel geschafft haben gewinnt der Spieler, der die meisten Blockaden beseitigt hat.

Wettlauf nach El Dorado - Mehr Schatten als Licht?

Es hat jetzt doch ein wenig länger gedauert diesen Beitrag fertigzustellen als geplant. Denn obwohl mir El Dorado vom Konzept her ganz gut gefällt und ich auch immer wieder gerne zu einem Spiel bereit bin, musste ich doch einige Partien mehr spielen um mir ein endgültiges Bild von diesem Familienspiel zu machen. Die Regeln von Wettlauf nach El Dorado sind sehr eingängig, auch dank der Expeditionstafel, die jeder Spieler vor sich liegen hat. Deckbau-erfahrene Spieler (z.B. Dominion-Fans) werden mit dem Ablauf der Phasen keine Probleme haben und die Expeditionstafeln gar nicht benötigen. Auch die Symbolik der Karten ist gut verständlich und ebenfalls nach zwei bis drei Spielen verinnerlicht. Gut finde ich auch, dass der Spielaufbau und Vorschläge für Geländestrecken (von einfach bis schwierig) auf einem eigenen Beiblatt stehen, so muss man die eigentliche Spielregel nicht immer wieder zur Hand nehmen. Denn ehrlich gesagt könnte Ravensburger endlich mal Regeln auf vernünftigem Papier drucken, wie es heutzutage bei tausend anderen Verlagen Standard ist. So sehen die Regeln nach dem ersten Durchlesen schon nach Altpapier aus. Das größte Manko bei El Dorado ist aber die Größe der Spielkarten: DAS GEHT NICHT!! Wie jeder halbwegs informierte Spieldesigner wissen sollte, haben Spielkarte eine vernünftige Größe aufzuweisen, insbesondere dann, wenn diese ständig gemischt werden wollen. Da hätte der Verlag doch eher an der Expeditionstafel sparen und den Ablauf auf Karten festhalten und dafür Spielkarten in vernünftiger Größe bereitstellen sollen. Auch Kinderhände sind in der Lage VIER Karten in normaler Größe ohne Probleme zu halten!! Ein variabler Spielplan steht bei mir immer ganz weit oben, auch wenn hier nicht jede Kombination wirklich viel Sinn ergibt. So sollte bei der Auslage einiges beachtet werden. Z.B. habe ich noch gar nicht die Basislager erwähnt, die es einem Spieler erlauben im Laufe des Spiels Ballast (in Form schwacher Karten) loszuwerden. Diese Basislager liegen aber oft am Rand der Spielpläne und erfordern einen Umweg, denn man nicht bedenkenlos in Kauf nehmen sollte. Ebenso liegen die Höhlenfelder nicht immer auf dem direkten Weg zum Ziel und ein Umweg kostet auch immer Zeit, die die Konkurrenz nur zu gerne nutzt. Es ist auch geboten, dass zwei Leute das Spiel aufbauen: Einer die Strecke und ein zweiter die Marktauslage, sonst dauert der Aufbau alleine schon etwas zu lange. Jedes begehbare Feld zeigt eine Farbe (siehe oben) und eine Anzahl passender Symbole. So gibt es z.B. Dschungelfelder mit 1 - max. 4 Macheten. Um ein Feld mit z.B. 2 Macheten zu betreten genügt es jedoch nicht zwei Karten mit je einer Machete zu spielen, sondern es muss tatsächlich eine Karte mit mind. 2 Macheten sein und die gibt es nur im Markt zu kaufen. D.h. man ist gezwungen im Markt zu kaufen und so seine Karten von Runde zu Runde aufzustocken. Jedoch liegt dort nicht unbedingt immer nur Brauchbares aus und so gibt es auch Runden, in denen man sein Deck nicht optimieren kann. Das Spiel mit den Höhlenplättchen stellt zwar eine "Fortgeschrittenen"-Variante dar, aber meiner Meinung nach sollte man die Plättchen nach dem ersten Einführungsspiel mit dazu nehmen. Und wer erst mal damit gespielt hat, will sie auch nicht mehr missen. Für das Spiel zu zweit stehen jedem Mitspieler zwei Figuren zur Verfügung, die auch beide ins Ziel gebracht werden wollen um zu gewinnen. Hier kann man eher taktieren und versuchen dem Konkurrenten den Weg zu blockieren um mit der zweiten Figur den Weg zu bereiten. Denn eines fehlt El Dorado doch ein wenig: die Interaktion. Eigentlich ähnlich wie beim bekannten Deckbau-Bruder Dominion spielt jeder für sich und versucht das Beste aus seinen Karten zu holen. Das einzige halbwegs interaktive Element ist der Markt. Sind erst mal 3 Karten einer Sorte weg, hat der folgende Spieler beim Kauf die Wahl aus allen noch verfügbaren Karten und kann sich hier frei entscheiden. Der nächste hat dann wieder nur die Auswahl aus den 6 Karten der Hauptreihe. Das Problem erledigt sich zwar zum Ende des Spiels hin, wo oft mehrere freie Marktplätze vorhanden sind, aber gerne hätte man zu Beginn oder in der Mitte des Spiels mehr Auswahl beim Kauf. Aber wer weiß: sollte Wettlauf nach El Dorado tatsächlich Spiel des Jahres werden, dann bekommt es vielleicht noch eine Erweiterung spendiert, die dann auch mehr GROSSE interaktive Karten beinhaltet (um z.B. Wege für Folgespieler zu blockieren oder Karten aus der Auslage anderer Spieler zu kaufen/stehlen). Auch die Frage nach dem Startspielervorteil konnte ich nach ca. 10 Partien noch nicht vollständig beantworten. Der Letzte hat bei uns jedenfalls noch nie gewonnen. Aber voraussichtlich lässt sich diese Frage auch erst nach ca. 50 Partien und noch mehr Erfahrung im Umgang mit den Karten beantworten. Trotz aller Kritikpunkte mag ich Wettlauf nach El Dorado doch ein wenig, sonst hätte ich es nicht schon so oft gespielt in den letzten Wochen. In Vollbesetzung macht es aber auch am meisten Spaß, da blockieren sich einzelne Mitspieler häufiger und begehrte Karten sind weg, ehe man Zugriff darauf erhält. Zudem ist man doch eher gezwungen den ein oder anderen unliebsamen Umweg einzuschlagen als im Spiel zu dritt. Zu empfehlen ist das Spiel für Familien, die bereits Deckbauerfahrung haben und nicht immer nur auf Siegpunkte spielen wollen und auch solche, die gerne Wettlaufspiele mögen. Zuletzt noch ein Hinweis an die Qualitätskontrolle bei Ravensburger: Wenn man schon Vorschläge für mögliche Geländestrecken anbietet, sollte man darauf achten, dass die dort angegebenen Buchstaben mit den abgebildeten Tafeln übereinstimmen. Vgl. Sumpfgebiete: hier sind ganze 3 Plättchen falsch ausgezeichnet!

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Spieleinfo Alter: 10+ (für Spielerfahrene ab 8) Spieleranzahl: 2 - 4 Spieldauer: 60 min Verlag: Ravensburger Erscheinungsjahr: 2017

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