Njet! - Die Regeln bestimmen die Spieler

Meine erste Erinnerung an Njet! zaubert mir immer wieder ein kleines Lächeln ins Gesicht. Damals zu Studienzeiten, als man noch ausging und an einem „ESSEN“-Abend mit ergatterten Spiel durch die Kölner Kneipen zog ...

Ja, Ja, Njet! hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel (um genau zu sein 20) und ich konnte mir damals das Original nicht mehr kaufen, da vergriffen.

Also habe ich mir mit einer späteren Kartensammlung (in der Njet! enthalten war) weitergeholfen. Jedoch kam die nicht so oft auf den Tisch wie erhofft. Das Auge spielt mit und irgendwie hat die lustige "Russenpotik" des Originals schon sehr viel hergemacht.

Dann wurde Njet! aber dankbarerweise eine Neuauflage beschieden, die optisch das Original noch übertrifft und spielerisch voll zu überzeugen weiß ... vorausgesetzt man mag Stichspiele!

Njet! - Erst mal die Regeln festlegen

Augenscheinlichstes Element bei Njet! neben den schön gestalteten Spielkarten ist das zentrale Spielbrett, auf welchem im Laufe des Spiels Runde für Runde die Regeln neu definiert werden. Das Kartenset besteht aus 60 Karten, welche Werte von 1 - 13 in vier Farben zeigen. Dabei ist für den Spielverlauf wichtig zu wissen, dass die 1 3x je Farbe vorhanden ist, da diese eine besondere Funktion einnimmt.

Jeder Spieler erhält zu Beginn des Spiels eine Charakterkarte (entspricht der Spielerfarbe) sowie 6 zughörige Njet!-Marker.

Ein Njet!-Spiel geht über mehrere Runden, die immer dem gleichen Schema folgen und sich in zwei Phasen gliedern.

Zu Beginn jeder Runde werden die Karten zunächst gemischt und verdeckt gleichmäßig an die Spieler verteilt. Danach folgt die namensgebende Njet!-Phase: Beginnend mit dem Kartengeber der aktuellen Runde dürfen alle Spieler ihre Njet!-Steine auf dem zentralen Spielplan einsetzen. Immer Reihe um einen, bis alles Steine gesetzt sind. Folgende Felder stehen auf dem Spielplan zur Auswahl:
  • Zeile 1: Startspieler Hier wird bestimmt, wer Startspieler der aktuellen Runde wird.
  • Zeile 2: Anzahl abzulegender Karten Hier können schlechte Karten entsorgt bzw. an den Sitznachbarn weitergereicht werden.
  • Zeile 3: Trumpffarbe Welche Farbe soll diese Runde Trumpf sein, oder auch nicht.
  • Zeile 4: Farbe Supertrumpf Wie bereits erwähnt fällt der Karte mit der 1 eine Sonderfunktion zu. Sie kann nämlich als Supertrumpf agieren, die alle anderen Karten aussticht (sogar die eigentliche Trumpffarbe).
  • Zeile 5: Stichwert Stiche können 1 - 4 Punkte bringen, oder aber auch 2 Punkte Miese.

Durch das Setzen der Njet!-Steine legt jeder Spieler fest, welche Regel in dieser Runde nicht gelten sollen. Dabei muss zum Ende in jeder Zeile ein Feld freibleiben, so dass es für Runde jeweils eine der 5 Regeln gilt.

Im Anschluss wählt der Startspieler seinen Spielpartner für die aktuelle Runde und es werden Karten entsprechend der getroffenen Regel abgelegt bzw. weitergereicht.

Danach erfolgt als zweite Phase die Stichspiel-Phase, in der die zuvor definierten Regeln für Trumpf und Supertrumpf zum Einsatz kommen. Wer einen Stich gewonnen hat, nimmt diesen zu sich und beginnt die nächste Stichrunde. Sollte der Stich gegnerische Karten mit dem Werten 1 enthalten, werden diese als Beute separat offen neben den Stichen gesammelt und zählen zu Spielende wie weitere Stiche.

Nachdem alle Karten ausgespielt wurden werden die Stiche pro Team mit den Punkten vom Spielplan addiert und aufgeschrieben. Danach wird der Spieler links vom alten Kartengeber zum neuen und eine neue Runde beginnt.

Njet! endet nach 8 Runden (im Spiel zu viert) und wer dann die meisten Punkte hat, verlässt als Sieger den Kreml ;-)

Njet! - Vor allem für Stichspiel-Liebhaber

Stichspiele gibt es ja inzwischen wie Sand am Meer. Von den ganz einfachen bis hin zu denen, die irgendwie doch zu kompliziert sind (in meinem Fall Skat). Njet! trifft da genau die Mitte.

Insbesondere die Njet!-Phase, in der die Regeln für jede Runde neu bestimmt werden lässt Njet! aus der breiten Masse der Stichspiele herausstechen. Denn oft geht es bei diesen Spielen nur darum vor Beginn der Runde Trumpffarben zu bestimmen oder Stiche anzusagen.

In meiner Familie werden schon seit ewigen Zeiten Stichspiele gespielt. Wizard von Amigo ist eines der Familien-Favoriten und musste schon einige Male nachgekauft werden, da die Karten so abgespielt aussahen. Gewonnen habe ich Wizard bisher leider noch nicht so oft - liegt evtl. an meiner Unfähigkeit oder auch daran, dass man mit den Karten vorliebnehmen muss, die man zugeteilt bekommt.

Und genau an dieser Stelle hat mich Njet! beim ersten Spiel direkt gepackt. Man ist eben nicht nur der Kartenverteilung ausgesetzt, sondern darf jede Runde mitentscheiden, auch wenn einem die Mitspieler da gehörig in die Suppe spucken können.

Beobachtet man die Entscheidungen der Mitspieler genau - wer setzt welchen Njet!-Stein wann und wohin? - kann man schon abschätzen, wie das Kartenblatt der Gegner aussieht. Oder auch nicht, wenn die Mitspielet gut bluffen!

Das, was Stichspiele so spannend macht wird hier besonders in Szene gesetzt und so spielt Erfahrung auch hier eine große Rolle. Mit jeder weiteren Njet!-Runde wird man aufmerksamer agieren um den Gegnern nur nicht zu viel an Information preiszugeben. Auch die Tatsache, dass hier Teams zusammenarbeiten und „gefangene“ 1en als weiterer Stich zählen hebt das Spiel aus der breiten Masse hervor.

Optisch ist Njet! standesgemäß erneut ein Leckerbissen. Iello hat ein Händchen für tolle Grafiken (aber das erzähle ich hier na nicht zu ersten Mal) und leider auch ein schlechtes für Karten. Wie sich gezeigt hat, sind die Karten (da für meinen Geschmack etwas zu dünn) doch nicht so anfällig wie zuvor befürchtet, aber an die von Iello gewählte Kartenform werde ich mich wohl nie zu 100% gewöhnen.

Die zentrale Spielbrett hat eine gute Größe und ist sehr stabil und die Njet!-Steine passen gut drauf.

Verpackt ist Njet! erneut in einer Magnet-Klappbox, die einfach geöffnet und geschlossen werden kann und ein Herausfallen der Karten beim Transport verhindert (ein großer Pluspunkt dieser Verpackungs-Technik). In der neuen Version von Njet! wurden auch einige Spielelemente im Vergleich zum Original bzw. Vorgänger überarbeitet:

  • So ist es nicht möglich kein Trumpf zu wählen, da in jeder Zeile ein Feld freibleiben muss. Hier gab es in der Kartensammlung (4 in 1) noch ein extra Njet!-Feld. Für mich ein kleines Manko, da ich dies als Option sehr geschätzt habe.
  • Im Original waren die Njet!-Steine neutral und aus Holz. Holz hätte ich mir hier auch wieder gewünscht, einfach der Optik wegen. Aber das man jetzt genau sagen kann, wer welche Regel ausgeschlossen hat, bringt ein wenig mehr Planungssicherheit bei der Wahl des Partners ins Spiel und gefällt mir durchaus besser. Wer es aber lieber auf die traditionelle Art mag und noch ein wenig Memory einbauen will ;-), kann jederzeit mit den neutralen Rückseiten spielen.
  • Die Auswahl der abzulegenden Karten wurde ebenfalls um zwei Optionen ergänzt. Auch das gefällt mir ganz gut, da ich die Regel des Weitergebens von Karten bei Stichspielen sehr schätze. In der Vorgängerversion waren es gleich zwei Karten, hier ist es jedoch nur noch eine.
  • Eine weiter tolle Ergänzung finde ich die negative Punktzahl. Solche Runden drehen den Spieß dann einfach mal um, weil keiner scharf darauf ist Stiche zu sammeln.
  • Doch die wichtigste Änderung betrifft die Spielerzahl: soweit ich mich erinnern kann war Njet! in seiner ursprünglichen Version als reines 4-Personenspiel ausgelegt und somit gab es auch nur vier Spielerfarben (Charaktere). Die Regel liefert für jede Spieleranzahl (von 2 - 5) Zusatzregeln und auch eine Zusatzkarte. Aber für mich ist und bleibt Njet! im Kern ein 4-Personenspiel und ich mag es nach wie vor so am liebsten.

Der Stichspiel-Mechanismus ist noch lange nicht ausgereizt und weis immer wieder mit neuen Spielideen zu überraschen, die ich immer wieder gerne ausprobiere.Aber Njet! gehört für mich eindeutig zu einem der besseren Stichspiele und ist jedem ans Herz gelegt, der sich in diesem Genre wohlfühlt bzw. Kartenspiele mag, bei denen das Glück nicht das ganze Spiel dominiert und strategische Entscheidungen eine Rolle spielen.

Vielen Dank an die Pressestelle von Hutter/Iello für die Bereitstellung eines Njet!-Rezensionsexemplars! 

 

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