Kinderspiel des Jahres 2019 - Meine Meinung

Als die Nominierungen zum Kinderspiel des Jahres 2019 letzten Monat bekanntgegeben wurden, hat sich mein Enthusiasmus etwas in Grenzen gehalten.

Das lag wie in den Jahren zuvor noch nicht mal unbedingt an der Auswahl der Jury, sondern auch an der zur Auswahl stehenden Spiele, die in meinen Augen wenig die Gesamtentwicklung der Brettspieleszene in den letzten Jahren spiegelt und zu großen Teilen erst im Laufe des Frühjahrs erschienen sind.

Tal der Wikinger - Kinderspiel des Jahres 2019

Hatte ich also vor einem Monat noch geschworen, dass ich das Handtuch werfe, sollte Tal der Wikinger - das zweite HABA-Spiel in Folge - Kinderspiel des Jahres 2019 werden, muss ich jetzt tatsächlich ein wenig zurückrudern.

Kinderspiel des Jahres 2019

Ist Tal der Wikinger ein würdiger Preisträger? Unter Berücksichtigung der Alternativen war wohl nicht mehr drin würde ich mal sagen. Denn keines der nominierten Spiele haut mich so richtig vom Hocker.

Das Tal der Wikinger scheint, soweit ich das auf Grund von Youtube-Videos und Regelstudium beurteilen kann, ein solides Kinderspiel - nicht mehr aber auch nicht weniger. Das Spiel macht viel her mit seinen 3D-Schiffchen, die eigentlich nur Dekoration sind, und sicherlich steckt etwas mehr Tiefe/Strategie dahinter als es auf den ersten Blick scheint, aber so richtig innovativ ist es eben auch nicht.

Jedoch muss ich schon etwas die Stirn runzeln, wenn auf anderen Portalen 9/10 Punkten vergeben werden und dann auch noch damit geworben wird, dass Tal der Wikinger auch in Erwachsenenrunden einschlägt ... Naja.

Ich werde wohl dennoch einen Review hierzu verfassen in den kommenden Wochen, wenn ich das Tal der Wikinger denn einige Male mit Kindern im anvisierten Alter gespielt habe und mir eine fundierte Meinung bilden konnte.

Die anderen nominierten Kinderspiele 2019

Go Gecko Go! Zoch - nominiert zum Kinderspiel des Jahres

Go Gecko Go! von Zoch war ebenfalls zum Kinderspiel des Jahres nominert. Es liegt hier und ich bin schon an der Rezension dran ... mehr dazu dann an entsprechender Stelle. Jedenfalls scheint Tal der Wikinger tatsächlich die leicht bessere Wahl gewesen zu sein.

Fabulantica (Pegasus) - nominiert zum Kinderspiel des Jahres 2019

Ich persönlich hätte Fabulantica (Pegasus) den Preis gegönnt. Damit hätte die Jury den nicht ganz so gut informierten Eltern nämlich auch zeigen können, dass mit Pegasus ein auch nicht mehr ganz so neuer Verlag für Kinderspiele am Start ist.

Seit Pegasus 2014 seine neue Kinderspiel-Linie auf den Markt gebracht hat, waren mit Mmm! und Zauberei hoch drei zwar bereits zwei Titel nominiert bzw. empfohlen, aber den großen Sprung auf die oberste Stufe des Siegerträppchens hat Pegasus mit seinen Kinderspielen noch nicht geschafft. Im Gegensatz zu den Spielen des Jahres bzw. den Kennerspielen, bei denen Pegasus in den letzten Jahren regelmäßig vertreten ist.

Fabulantica erinnert mich in Grundzügen an Lumina vom gleichen Autor (Marco Teubner) - ein HABA-Spiel, das nach zwei Jahren schon wieder aus dem HABA-Programm gestrichen wurde.

Auch in Fabulantica muss das Gedächtnis angezapt werden, um zwei Freunde aus der Märchenwelt zu finden, die allerdings nie an Ort und Stelle bleiben, sondern immer wieder ihren Standort wechseln. Um diese zu erreichen muss man die eigene Figur mit Hilfe von Karten über den Plan bewegen. Hier ist eine Mischung aus gutem Gedächtnis und Vorausplanung gefragt. Durchaus ansprechend gestaltet hätte das durchaus den Preis verdient, auch wenn mit Fabulantica in meinen Augen ebenfalls kein innovatives Kinderspiel vorliegt.

Alle drei Spiele, die zum Kinderspiel des Jahres nominiert waren, sind somit solide Vertreter, aber keines ist in meinen Augen besonders. Und es wird vermutlich wieder viele Eltern geben, die Tal der Wikinger kaufen, weil es von HABA ist und den Titel gewonnen hat und die nach ein paar Spielen fragen werden: "Ist ganz nett, aber warum wurde das Kinderspiel des Jahres?"


Ich stehe mit meiner eher kritischen Meinung sicherlich vielen überpositiven Meinungen gegenüber. Aber ich sehe auch wie der Markt mit viel zu viel Spielen (insbesondere im Familien und Erwachsenensektor) regelrecht überschwemmt wird. Da sollten die Verlage wirklich hohe qualitätive Ansprüche auch an sich selbst stellen um aus der breiten Masse hervorzustechen und somit auch eine klare Alternative zur allgegenwärtigen multimedialen Konkurrenz zu schaffen.

Masse ist nicht gleich Klasse! Lieber ein paar Spiele weniger und dafür mehr Zeit für Details und Spieletests und auch besseres Marketing würde ich mir wünschen. Denn die meisten Eltern nehmen Meiner Erfahrung nach oft nur Preisträger und stark beworbene Spiele war.

Und dazu zählen nicht Youtube-Kanäle oder Amazon-Bewertungen, sondern in erster Linie immer noch Fernseh- & Printwerbung und in ganz großem Maße Mund-zu-Mund Propaganda. Denn sein wir mal ehrlich: Kinder wünschen sich meistens die Spiele, die sie schon bei anderen, im Kindergarten oder Schulen gespielt haben ... oder die sie in Werbeprospekten oder in der Fernsehwerbung sehen!

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